Schnelle Ladung für grüne Busse

Obwohl die Niederlande ein vergleichsweise kleines Land sind, gehört der Amsterdamer Flughafen Schiphol in mehrfacher Hinsicht zu den größten Europas: Er ist nach London-Heathrow und Paris-Charles-de-Gaulle der Flughafen mit dem drittgrößten Passagieraufkommen. 2019 starteten und landeten dort rund 71 Millionen Reisende. Weltweit gehört er damit zu den Top 15. Der Heimatflughafen der niederländischen Fluggesellschaft KLM dient auch als europäisches Drehkreuz für die amerikanische Delta Air Lines – der nach der Anzahl der Flugzeuge zweitgrößten Fluggesellschaft der Welt. Doch neben der wirtschaftlichen Stärke haben die Betreiber noch ein weiteres hohes Ziel vor Augen: Schiphol soll – unabhängig vom derzeitigen Rückgang des Flugbetriebs wegen der Coronapandemie – zum nachhaltigsten Flughafen der Welt werden. Um dieses Ziel zu erreichen, setzen die Betreiber auf Elektrobusse, die die Fluggäste emissionsfrei und geräuscharm von Parkhäusern und öffentlichen Haltestellen zu Terminals und Flugzeugen bringen. Da die E-Busse an sieben Tagen in der Woche fast 24 Stunden im Dauereinsatz sind, musste eine Schnellladeinfrastruktur geschaffen werden.

Heliox, ein niederländisches Unternehmen aus Best bei Eindhoven, plante die gesamte Ladeinfrastruktur vom ersten Entwurf bis zur finalen Installation vor Ort. Heliox ist Weltmarktführer in Schnellladelösungen und hatte seine Fähigkeiten unter anderem bei der Implementierung der Ladeinfrastruktur für das gesamte städtische Elektrobus-Netz von Eindhoven unter Beweis gestellt – das bisher größte Projekt dieser Art in ganz Europa. Weitere Erfahrungen sammelte das Unternehmen am norwegischen Flughafen Avinor in Olso: Dort installierten die Mitarbeiter von Heliox eine Ladestation für den Betrieb elektrischer Shuttle-Busse. Ideale Voraussetzungen also, um gemeinsam innerhalb kürzester Zeit insgesamt 109 Schnellladestationen rund um den Amsterdamer Flughafen zu errichten. Die Ladelösung für den Flughafen Schiphol kaufte Transdev Netherlands, ein französischer Verkehrskonzern, der auch für den Betrieb der 100 Schiphol-Elektrobusse verantwortlich ist. Mit der größten E-Flotte Europas sorgen sie Tag für Tag für einen reibungslosen Passagiertransport. Die Busse selbst stellte VDL Bus & Coach her, ebenfalls ein niederländisches Unternehmen. Geladen werden die E-Busse mittels eines Dachstromabnehmers von Heliox, der an einen Träger der Schnellladestation andockt. Der Busfahrer muss nur noch auf einen Knopf drücken, dann lädt sich die Batterie des Busses automatisch auf. Der Clou dabei: Die Elektrofahrzeuge können an den Stationen sowohl ihren kompletten Energiespeicher über einen längeren Zeitraum in Ruhe wieder auffüllen, als auch in einer kurzen Pause extrem viel Energie in einer definierten Zeitspanne aufnehmen.

Solch flexible Ladevorgänge sind nur möglich, wenn die Leitungen in den Schnellladestationen entsprechend dimensioniert sind. Betrieben wird das Schnellladenetzwerk mit 13 Megawatt – eine beeindruckende Zahl. Heliox entschied sich bei dem Projekt für den Einsatz von Kabeln der Hemminger Firma HELUKABEL. In die 109 Schnellladestationen wurden insgesamt mehr als 13 Kilometer der Einzelader HELUTHERM® 145 eingebaut – mit Querschnitten von 16 bis 240 Quadratmillimetern. „Die Leitungen sind teilweise armdick. Durch die erhöhte Strombelastbarkeit kann in kürzester Zeit viel Energie hindurchgeschickt werden“, erklärt Jasper van Beusekom, Managing Director HELUKABEL Niederlande, der das Heliox-Projekt betreut hat. „Heliox hat sich für HELUKABEL entschieden, weil wir als einzige Firma die benötigten Kabel nicht nur in der notwendigen Qualität, sondern auch in der geforderten Menge vorrätig hatten.“ Moritz Barlage, Head of Sales Europe bei HELUKABEL erläutert die beiden technisch elementaren Bedingungen: „Die Kabel mussten einerseits einen bestimmten Mindestbiegeradius haben, da der Platz in den Ladestationen fest definiert war. Andererseits mussten sie einer hohen Stromlast und damit auch hohen Temperaturen standhalten können. Die HELUTHERM® 145 ist bei gleichmäßiger Durchleitung bis 125 Grad Celsius wärmebeständig, kurzfristig sogar bis zu 145 Grad Celsius.“

Heliox schätzte an der Zusammenarbeit mit den Kabelspezialisten aus Hemmingen auch die reibungslose Logistik. „HELUKABEL hat in der Elektroindustrie nicht nur einen guten Namen als einer der führenden Hersteller, sondern ist uns auch aus früheren Projekten als professioneller Partner bestens bekannt“, sagt Jeroen Scherders, Leiter Supply-Chain- Management bei Heliox. „Das hat die Projektarbeit sehr erleichtert, denn die größte Herausforderung war es, die Aufgaben aller Beteiligten zu koordinieren, zu denen der Bushersteller VDL Bus & Coaches, der Busbetreiber Transdev/Connexxion, Energieversorger und Kabellieferanten gehörten.“ Nach nur neun Monaten war das Projekt erfolgreich abgeschlossen. „Die Projektplanung war hervorragend und alle Absprachen haben reibungslos geklappt“, freut sich Moritz Barlage. „Natürlich ist es auch für uns schön zu wissen, dass wir mit der halogenfreien HELUTHERM® 145 einen kleinen Beitrag dazu geleistet haben, dass der Flughafen Schiphol noch grüner und nachhaltiger wird.“