So profitieren Unternehmen durch künstliche Intelligenz

Von der Zukunftsvision zum allgegenwärtigen Megatrend: Künstliche Intelligenz (KI) beherrscht aufgrund ihrer rasanten Entwicklung seit Monaten die Schlagzeilen. Auch für Unternehmen bieten sich bislang ungeahnte Möglichkeiten durch den Einsatz von KI – und das in einer Vielzahl von Anwendungen quer durch sämtliche Geschäftsbereiche. Wo sich künstliche Intelligenz schon heute gewinnbringend einsetzen lässt, welche Voraussetzungen Unternehmen dafür schaffen müssen und wohin der Weg noch führt – für unser Themenspecial haben wir darauf einen etwas genaueren Blick geworfen.

Imagebild für Künstliche Intelligenz

Kaum ein Thema ist derzeit so in aller Munde wie künstliche Intelligenz. Viele Wissenschaftler sehen in ihr den bislang bedeutendsten Technologiesprung des 21. Jahrhunderts – und nicht zuletzt die Veröffentlichung des Chatbots ChatGPT Ende 2022 führte auch der breiten Öffentlichkeit die beeindruckenden Fähigkeiten von KI ganz praxisnah vor Augen. Zwar waren zu diesem Zeitpunkt bereits die meisten Menschen durch Sprachassistenten wie Apples Siri oder sensorgestützte Fahrerassistenzsysteme in modernen PKW mit verschiedenen KI-Anwendungen vertraut. Die rasante Weiterentwicklung und die damit einhergehenden neuen Einsatzmöglichkeiten, etwa in der Text- und Bilderstellung, waren und sind jedoch immer wieder verblüffend.

Im Gegensatz zu klassischer Software, die menschengemachten Regeln und Algorithmen folgt, lernt KI auf Basis von Daten. Damit ist sie in der Lage, eigenständig Muster zu erkennen und Entscheidungen zu treffen, auch ohne explizit darauf programmiert zu sein. Mit dem entsprechenden Training können KI-Modelle sich an neue und veränderliche Gegebenheiten anpassen und mit der Zeit immer besser werden – vorausgesetzt, die bereitgestellten Daten sind korrekt und qualitativ hochwertig. Dieser Effekt lässt sich besonders anschaulich an Bildgenerierungstools wie Midjourney beobachten, die von Version zu Version immer exaktere und ausgefeiltere Ergebnisse liefern.

Immer mehr Firmen nutzen KI

20 Prozent aller Unternehmen in Deutschland nutzten im Jahr 2024 bereits KI-Technologien

20 Prozent aller Unternehmen in Deutschland nutzten im Jahr 2024 bereits KI-Technologien - das ergab eine Erhebung des Statistischen Bundesamts. Auffällig dabei: Bei großen Unternehmen mit mehr als 250 Beschäftigten ist dieser Anteil mit 48 Prozent deutlich höher. Von den kleineren Betrieben mit weniger als 50 Beschäftigten sind es erst 17 Prozent, die künstliche Intelligenz einsetzen.

Auch viele Unternehmen haben das enorme Potenzial von künstlicher Intelligenz mittlerweile für sich entdeckt. Laut einer Erhebung des Statistischen Bundesamts nutzten im Jahr 2024 allein in Deutschland 20 Prozent der Firmen KI-Technologien – ein Anstieg von acht Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr. Die Gründe liegen auf der Hand: KI besitzt die Fähigkeit, unterschiedlichste Prozesse schneller, effizienter, präziser oder zuverlässiger zu machen. In einigen Fällen ermöglicht sie sogar komplett neue Geschäftsmodelle.

„Am Einsatz von KI führt in den allermeisten Unternehmen in Zukunft kein Weg vorbei – egal ob Mittelständler oder Großkonzern“, ist auch Dr. Andreas Liebl, Geschäftsführer der appliedAI Initiative GmbH, überzeugt. Die 2017 gegründete Initiative unterstützt Firmen in ganz Europa bei der Implementierung und Anwendung verschiedenster KI-Technologien. „Künstliche Intelligenz und ihre Einsatzmöglichkeiten entwickeln sich derart rasant, dass Unternehmen schon heute die Voraussetzungen schaffen müssen, um künftig nicht den Anschluss zu verlieren.“ Allerdings bedeute KI auch nicht einfach die Anwendung einer neuen Technologie, sondern einen Prozess, der grundlegende Veränderungen im Unternehmen hervorruft.

Entsprechend gelte es, vor dem Einstieg in die künstliche Intelligenz einen allgemeinen und anwendungsunabhängigen „Reifegrad“ zu bestimmen, erklärt Liebl: „Unternehmen müssen den Umgang mit KI erst lernen, da sie fundamental anders als Software funktioniert. Es braucht spezifische Organisationsstrukturen, die Verantwortung im Einsatz muss geklärt sein, Akzeptanz und Kompetenz auf Führungsebene und bei Mitarbeitern muss aufgebaut werden und vieles mehr. Das Gute ist: Das alles lässt sich sehr systematisch angehen, und die Reife kann sehr strukturiert verbessert werden.“

Vielfältige Möglichkeiten

Ebenso wichtig ist für die Unternehmen die Frage, welche Anwendungen sie mit künstlicher Intelligenz konkret umsetzen möchten und was sie damit erreichen wollen. „Wir entscheiden grundsätzlich fünf verschiedene Fähigkeiten von KI: Sensorik, Analytik, Sprachverständnis, Generierung von Inhalt und Optimierungsverfahren“, erläutert Andreas Liebl. Sensorische KI etwa basiert auf den Informationen von Kameras, Mikrofonen oder Sensoren. Zum Einsatz kommt sie beispielsweise in der Qualitätssicherung von Produktionsprozessen oder beim autonomen Fahren. Analytische KI hingegen ist unter anderem in der Lage, Verkaufs- und Preisvorhersagen zu treffen oder Produktions- und Logistikprozesse sowie Wartungsintervalle vorausschauend zu planen.

Für besonders viel Aufsehen sorgt derzeit die generative KI – also Systeme, die eigenständig Inhalte nach Vorgaben des Bedieners erstellen. „Hier realisieren wir bereits für zahlreiche Anwendungen in Unternehmen sogenannte RAG-basierte Modelle – das steht für Retrieval Augmented Generation“, beschreibt Liebl. „Dabei handelt es sich um Sprachmodelle, die Zugriff auf interne Daten und Datenbanken haben, um verschiedene Informationen auszuwerten. Dies kann den Benutzer zum Beispiel dabei unterstützen, Handbücher durchzulesen, Verträge zu analysieren oder sich umfangreiche Kundendaten zusammenstellen zu lassen.“ Auch Chatbots, die beispielsweise auf Unternehmenswebsites eigenständig Kundenanfragen beantworten, fallen in diese Kategorie.

Unternehmen müssen den Umgang mit KI erst lernen, da sie fundamental anders als Software funktioniert. Es braucht spezifische Organisationsstrukturen, die Verantwortung im Einsatz muss geklärt sein, Akzeptanz und Kompetenz auf Führungsebene und bei Mitarbeitern muss aufgebaut werden und vieles mehr.
Dr. Andreas Liebl, Geschäftsführer, appliedAI Initiative GmbH

Komplexe Abläufe autonom verwalten

Der nächste Entwicklungsschritt in Sachen künstliche Intelligenz ist laut Andreas Liebl die sogenannte agentenbasierte KI. „Diese Systeme werden in der Lage sein, mithilfe von maschinellem Lernen und Sprachverarbeitung auch komplexe Arbeitsschritte komplett zu automatisieren“, skizziert der Fachmann. In Zukunft ließen sich somit beispielsweise ganze Lieferketten autonom verwalten, Prozesse in Echtzeit optimieren, und man kann auf unerwartete Störungen gezielt reagieren. Auch in der Entwicklung könnten solche Modelle zum Einsatz kommen, etwa um selbstständig den Code für neue Software zu schreiben. „Diese Technologie befindet sich noch in ihren Anfängen“, so Liebl. „Aber schon bald wird sie das Potenzial haben, die verschiedensten Anwendungen um ein Vielfaches effizienter zu machen.“

Gesteigerte Produktivität, weniger Fehler, geringere Kosten und mehr Flexibilität: Die Möglichkeiten durch KI sind für Unternehmen äußerst vielversprechend. Sie nutzenbringend auszuschöpfen, ist jedoch kein Selbstläufer, weiß Liebl: „Ich vergleiche das gerne mit einem Marathon: Nur weil ich mir die besten Turnschuhe kaufe, kann ich nicht auf Anhieb die komplette Strecke laufen, sondern muss klein anfangen und mich systematisch steigern. Genauso ist es mit KI: Es genügt nicht, sich eine bestimmte Anwendung einzukaufen, sondern KI muss als Kompetenz im Unternehmen aufgebaut werden – mitsamt der dafür nötigen Kultur, Dateninfrastruktur und Governance. Erst dann bin ich als Unternehmen in der Lage, diese Technologie auch sinnvoll einzusetzen.“

ÜBER APPLIEDAI

Die appliedAI Initiative GmbH mit Sitz in München ist Europas größte Initiative für die Anwendung vertrauenswürdiger KI-Technologie in Unternehmen. Seit ihrer Gründung im Jahr 2017 hat sie mehr als 40.000 Menschen in diesem Bereich weitergebildet und hunderte Firmen dabei unterstützt, künstliche Intelligenz erfolgreich einzusetzen.

Mehr erfahren unter appliedai.de

Dr. Andreas Liebl, Geschäftsführer, appliedAI Initiative GmbH
Zurück